Bäuerinnen im Dialog mit der Landwirtschaftsministerin

Priska Hinz auf Geflügelhof Thomas                                                              am 29.8.2014 in Unterweisenborn

 

 

Landwirtschaftsministerin Priska Hinz informierte sich über die Eierproduktion und Vermarktung auf dem Geflügelhof Thomas. Vorne von links: LFV-Präsidentin Hildegard Schuster, Ministerin Hinz, Landwirtin Gaby Thomas und eine Betriebsmitarbeiterin.

Zum zweiten Mal traf sich Landwirtschaftsministerin Priska Hinz auf Einladung des Landfrauenverbandes Hessen (LFV) zu einem Gespräch mit hessischen Bäuerinnen. Der Dialog fand vergangenen Freitag auf dem Geflügelhof Thomas in Schenklengsfeld-Unterweisenborn, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, statt.

Es sei ihr wichtig, nicht nur über das Leben und Arbeiten der Bäuerinnen zu lesen, sondern sie auch im direkten Dialog zu hören, begrüßte Landwirtschaftsministerin Priska Hinz die rund 30 anwesenden Bäuerinnen aus Mittelhessen. Interessiert hörte sie sich zunächst die Vorstellung des Geflügelhofes von Gastgeberin Gaby Thomas an. Die Bäuerin informierte: „Wir halten 18 000 Hühner und 200 Mastschweine und bewirtschaften 85 Hektar Ackerbau. Von unserem Hof müssen vier Generationen satt werden. Wir vermarkten unsere Produkte überwiegend selbst. Das ist sehr zeitaufwendig. Der Wochenmarkt und die Direktvermarktung an der Haustür sind unsere Hauptabsatzwege. Aufgrund des Käfighaltungsverbotes mussten wir auf Bodenhaltung umstellen. Förderungen haben wir keine bekommen. So etwas kann die Existenz kosten.“ Die Ministerin zeigte Verständnis und sagte: „Wenn Sie heute bauen, dann gibt es eine Basisförderung.“

Die Bäuerinnen beklagten, dass ihnen aufgrund von EU-Vorgaben und sonstigen Richtlinien sowie viel Bürokratie Steine in den Weg gelegt würden. Verärgert seien sie, dass man sich als landwirtschaftlicher Produzent immer rechtfertigen müsse. „Hähnchen gleich Antibiotika, wird uns beispielsweise vorgeworfen. Wir dokumentieren Arzneimittelanwendungen, selbst wenn wir nur 20 Masthähnchen halten. Es mag ja sinnvoll sein, Datenbanken zu führen. Aber dann sollte man in der Presse auch veröffentlichen, wenn alles gut funktioniert“, forderten die Bäuerinnen. Priska Hinz erwiderte: „Es gibt leider Betriebe, die nicht gut arbeiten. Daher brauchen wir diese Kontrollen.“

Einige Bäuerinnen stellten ihre betriebliche Situation vor. „Die gesetzlich vorgeschriebene Umstellung auf Gruppenhaltung von Sauen hätte einen höheren Platzbedarf bedeutet. Einen neuen Stall zu bauen, war aufgrund der Vorgaben und der Emissionslage nicht möglich. Auch wenn wir das nicht wollten, mussten wir auf Schweinemast umstellen. Das sind Einschnitte, die sehr hart sind.“

 

Die Ernte sei in Hessen sehr zweigeteilt, berichtete eine andere Bäuerin. „Bei uns steht aufgrund der Witterung noch viel Weizen draußen. Das ist schlimm für uns.“ Die Politik sei gefordert, insbesondere kleinere und mittlere Betriebe mehr zu unterstützen.

 

 

Verbraucher wollen regionale Lebensmittel

Rund 30 Bäuerinnen aus den Bezirkslandfrauenvereinen Bad Hersfeld und Rotenburg nahmen an dem Gespräch mit der Landwirtschaftsministerin teil.

Auch das Thema Bio- und konventioneller Anbau sowie die unterschiedliche Förderung wurde angesprochen. Priska Hinz sagte: „Wir haben eine hohe Nachfrage nach Biolebensmitteln in Hessen. Wir können gar nicht alles abdecken. Die Agrarumweltförderung gibt es, nicht weil mir die Betriebe lieber sind, sondern weil hier mehr Handarbeit nötig ist. Die Biobetriebe benötigen mehr Fläche und müssen einen Nachteilsausgleich dafür bekommen.“ Die Bäuerinnen entgegneten: „Hier in Mittelhessen ist die Nachfrage nach Bioprodukten nicht so groß wie vielleicht in Ballungsgebieten. Viel wichtiger ist es den Verbrauchern, regional einkaufen zu können. Das sollte gefördert werden!“ Die Ministerin gab zu bedenken: „Lebenmittel, die hier produziert werden, sollten hier gekauft und verzehrt werden. Aber die Vermarktung muss auch über die Region hinaus gehen.Ihre Arbeit ist viel Wert. Sie haben meine Unterstützung, gesunde Lebensmittel herzustellen. Sie selbst sollten Verbraucherbildung betreiben!“

Einige Betriebe würden Verbraucherbildung beispielsweise über Bauernhof als Klassenzimmer anbieten und schon Kindern zeigen, woher die Lebensmittel kommen. „Hier erwarten wir eine passende Aufwandsentschädigung für die Leistung der Betriebe!“, forderten die Landwirtinnen.

Die grundsätzliche Aufforderung, ehrenamtliches Engagement mit Aufwandsentschä­digungen zu unterstützen, lehnte die Ministerin ab. „Wir können nicht jedes Ehrenamt bezahlen“, sagte sie.

In Bezug auf langsame Internet­anschlüsse in der Region bemerkte Hinz: „Das Thema ist im neuen Entwicklungsplan für den ländlichen Raum aufgenommen. Ich hoffe, dass die Anschlüsse bald schneller funktionieren.“

Denkmalschutz, Ausweisung von Neubaugebieten und leere Dörfer waren weitere Themen. Der Denkmalschutz müsse zurücktreten, wenn heruntergekommene Gebäude das Dorf verschandeln würden. „Ein Abriss sollte in solchen Fällen genehmigt werden“, waren sich die Bäuerinnen einig. Dass aufgrund des demografischen Wandels ganze Dorfmitten leer stehen und gleichzeitig Neubaugebiete ausgewiesen würden, falle in die Zuständigkeit der kommunalen Selbstverwaltungen, hielt sich die Ministerin heraus.

Zum Thema Veränderungen bei der Alterssicherung lud die Ministerin die Bäuerinnen ein, ihr Vorschläge zu unterbreiten, wie man diesbezüglich gute Lösungen für die Zukunft finden könne. LFV-Präsidentin Hildegard Schuster begrüßte diese Aufforderung und sagte: „Das greifen wir gerne auf und werden Vorschläge erarbeiten!“


Start in die Winterarbeitszeit

Geschäftsführerinnen-Arbeitstagung 13.9.14 in Friedrichsdorf

Was gibt es Neues im Verband? Was sind die zentralen Themen in den Bezirkslandfrauenvereinen? Welche Neuregelungen sind zukünftig bei der Arbeit in den Bezirkslandfrauenvereinen zu berücksichtigen? Über diese Fragen tauschten sich die Geschäftsführerinnen der Bezirkslandfrauenvereine zu Beginn der Winterarbeitszeit aus. Gleich vier Mitglieder des neuen Landesvorstands, darunter auch Präsidentin Hildegard Schuster, ließen es sich nicht nehmen, bei der diesjährigen Arbeitstagung der Geschäftsführerinnen Rede und Antwort zu stehen, und stellten sich und ihre Aufgabenbereiche im Landesvorstand vor.

Die Gewinnung neuer Mitglieder war ebenso ein Thema, über das sich die Teilnehmerinnen lebhaft austauschten, wie die Bedeutung und die Eckpunkte einer guten Öffentlichkeitsarbeit. Diskutiert wurden auch die Möglichkeiten zur Neubelebung der früheren Regionalen Arbeitsgemeinschaften der Bezirkslandfrauenvereine, die in einigen Regionen noch existieren, sich regelmäßig treffen und die Zusammenarbeit pflegen. Präsidentin Hildegard Schuster betonte die große Bedeutung des Engagements und der Beteiligung der Landfrauen an den Regionalforen, die das EU-Programm LEADER zur Entwicklung des ländlichen Raumes umsetzen. „In diesen Gremien können Sie aktiv an der Gestaltung des ländlichen Raumes mitwirken, die Interessen der Frauen im ländlichen Raum und Ihre Sichtweise einbringen.“ Hildegard Schuster berichtete über die aktuellen Themen des Deutschen Landfrauenverbandes wie der Forderung nach einer Erhöhung des Frauenanteils in den Gremien der Sozialversicherung, nach Vermittlung von Alltagskompetenzen im Unterricht der Allgemeinbildenden Schulen oder nach einer flächendeckenden, hochwertigen und für alle Kinder und Jugendliche zugänglichen Schulverpflegung.

Die Mitarbeiterinnen der Landesgeschäftsstelle standen zur Verfügung, um Fragen rund um die Mitgliederverwaltung, Versicherung, Steuerpflicht, Buchhaltung und Vereinsförderung zu beantworten. Außerdem wurde das Bildungsprogramm für das Frühjahr 2015 (nebenstehend) vorgestellt.

Ein interessantes Reiseangebot für das kommende Jahr stellte Josef Schreiner, Gerberhaus Culturproduktionen, den Bezirkslandfrauenvereinen vor: das Festival „Lehar in der Puszta 2015“. Ein buntes Programm mit der Präsentation von 1000 Jahren ungarischer Pferdewelt, einem Vierspänner-Rennen der Weltmeister und einem musikalischen Feuerwerk mit den unvergesslichen Operettenhits von Lehar, Kalman, Strauss mit dem Gerberhaus-Festspielorchester erwartet die Besucher im Kiskunsag Nationalpark in Bugac in Ungarn.