3-tägige Fachfahrt zur Internationalen Woche 2020 in Berlin

Eine vielfältige und eindrucksvolle Exkursion führte vom 16.-18.1.2020 rund 50 hessische Landfrauen zur Internationalen Grünen Woche nach Berlin. An drei Tagen erlebten sie ein abwechslungsreiches Programm in und vor den Toren der Bundeshauptstadt.

– der Besuch des Gut Schmerwitz mit Töpferei und Töper-Café im Naturpark „Hohe             Fläming“

– der Besuch der 85. Internationalen Grünen Woche (IGW), der weltgrößten Messe für         Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau

– der Besuch der Hessenhalle auf der IGW

– Besuch des Teufelsbergs, der ehemaligen Abhörstation während des Kalten Krieges

–  Besuch des Bäuerinnenforums des Deutschen Landfrauenverbandes (dlv)

 

„Die Landwirtschaft ist die erste aller Künste. Ohne sie gäbe es keine Kaufleute, keine Dichter und Philosophen. Nur das ist wahrer Reichtum – was die Erde hervorbringt“, so einmal Friedrich II. Gemäß diesem Ausspruch hat sich das Gut Schmerwitz im Naturpark „Hohe Fläming“, 80 km südwestlich von Berlin eine schonende und förderliche Landwirtschaft auf die Fahne geschrieben.

 

Gut Schmerwitz in der Hohen Fläming besucht

 

Bei einer Führung auf dem 1 500 ha umfassenden Gut konnten sich die hessischen Landfrauen einen Eindruck von den Betriebszweigen des landwirtschaftlichen Betriebs verschaffen: vom Getreideanbau, über die Tierhaltung von Merinoschafen und Hühnern in einer offenen Volierenhaltung mit Wintergarten und Wiesenauslauf bis hin zu einem Hofladen mit hofeigenen Produkten sowie ausgewählten Lebensmitteln aus der Region. In der angegliederten Töpferei und dem dazugehörigen Töpfer-Café, betrieben von dem Verein Scarabäus Hoher Fläming, einem Hilfsangebot für drogen- und alkoholgefährdete Menschen, konnte die Gruppe entspannen, genießen und Hand­werk erleben.

 

Hessisch schlemmen

 

Unter dem Motto „Tradition trifft Blick in die Zukunft“ lud die Internationale Grüne Woche in Berlin zum 85. Mal zum Schauen, Staunen und Probieren ein. Bei dem Besuch der größten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau erhielten die Teilnehmerinnen einen Einblick in die faszinierende und vielfältige Welt der Nahrungs- und Genussmittel aus Deutschland und der ganzen Welt. Auch hessisch schlemmen ließ es sich dort: In der Hessenhalle hießen die Marketing Gesellschaft Gutes aus Hessen mit hessischen Erzeugern und hessischen Botschafterinnen für Agrarprodukte die Landfrauen mit Köstlichkeiten aus der Heimat willkommen.

Hildegard Schuster, Präsidentin des LFV Hessen, Andrea Göbel, Landesvorstandsmitglied, und Bettina Sommerfeld, Referentin für Ernährungs- und Verbraucherthemen, informierten auf der Aktionsbühne über Ziele, Anliegen und aktuelle Aktivitäten des LFV Hessen. „Der Klimawandel ist eine der wichtigsten Herausforderungen der heutigen Zeit. Was wir essen, wo und wie wir Lebensmittel einkaufen, lagern und zubereiten hat einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt und das Klima“, sagte Schuster im Gespräch mit Moderator Kai Völker. „Gemeinsam mit dem Hessischen Umweltministerium packen wir, die hessischen Landfrauen, den Klimaschutz an: In unseren Ernährungsbildungsprojekten in Grundschulen, weiterführenden Schulen und Vereinen lernen Kinder und Jugendliche, wie eine klimafreundliche Ernährung im Alltag umgesetzt werden kann.“ Dabei stehen das eigene Tun und Experimentieren, der Spaß und der Genuss im Mittelpunkt, so Bettina Sommerfeld.

 

Energie und Dynamik der letzten Monate nutzen

 

Im Rahmen des Bäuerinnenforums, zu dem der Deutsche Landfrauenverband (dlv) anlässlich der Internationalen Grünen Woche eingeladen hatte, diskutieren Landfrauen und Gäste über die Zukunft der Landwirtschaft als Gemeinschaftsaufgabe. „Durch fehlende Rahmenbedingungen und immer neue Regelungen fehlt uns Bäuerinnen und Bauern die Planbarkeit für unsere Zukunft. Diese Unsicherheiten katapultieren ohnehin schon wirtschaftlich angespannten Betriebe zunehmend ins Aus. Dass man dann auf die Straße geht, verstehe ich gut, halte es aber auch für wichtig, an dieser Stelle nun verbal abzurüsten. Die Dynamik und Energie der letzten Monate müssen wir nutzen, um konstruktiv über die Zukunft der Landwirtschaft zu sprechen“, sagte Petra Bentkämper, dlv-Präsidentin, zu Beginn des Bäuerinnen-Forums mit Blick auf die Proteste der letzten Monate.

 

Mit Kollegialität in den Ortschaften

 

Als Redner und Diskussionsteilnehmer waren geladen: Dirk Fisser, Osnabrücker Zeitung, Dr. Klaus Heider, Bundeslandwirtschaftsministerium, Dr. Christiane Paulus, Bundesumweltministerium, und Rolf Brauch, Evangelische Landeskirche in Baden. Brauch sieht in schnellen, sichtbaren Maßnahmen in zentralen Feldern eine große Chance, das Vertrauen der Bevölkerung in die Landwirtschaft zu stärken und zu festigen. Er betonte auch, dass ein neues Verständnis von Kollegialität und Nachbarschaft in den Orten nötig sei, ebenso wie ein anderer, neuer Umgang des Scheiterns. „Umwege erhöhen die Ortskenntnisse“, so Brauch.

In der offenen Diskussion wurde deutlich, wie schwierig ein gemeinsamer Dialog aktuell ist. Für alle Beteiligten stand dennoch fest: Es geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Sibylle Klug, dlv-Präsidiumsmitglied, fasste zusammen: „Der Zeitdruck ist angesichts der Neuausrichtung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik groß. Die Politik muss rasch für geeignete Rahmenbedingungen sorgen, damit der Dialog mit allen Interessengruppen stattfinden kann.“